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Aktuelle Version vom 19. April 2019, 15:17 Uhr

Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898) wurde um die Jahrhundertwende so stark verehrt, dass in dieser Zeit in Deutschland über 230 Gedenkstätten entstanden. Einer dieser weit ins Land blickenden Bismarcktürme steht im Nordwesten Leipzigs im Ortsteil Lützschena.

Turmfront 2007.jpg
Bauliche Daten
Bauland: Otto Erler
Architekt: Hermann Kunze
Ausführung: Eisenbetonbau Max Pommer, Leipzig
Material: Stampf- und Eisenbeton
Kosten: 63.000 M
Grundsteinlegung: 1. April 1914
Einweihung: 1. April 1915
Höhe: 30,75 m (gesamt)
10,20 m (Unterschaft)
12,45 m (Mittelschaft)
 8,10 m (Oberschaft)
Fläche: 11,40 m × 11,40 m (Unterschaft)
Eingang: Inschrift „BISMARCK
(wieder seit 1998)
Stufen: 124 (bis obere Aussichtsterrasse)
Adresse: Schrägweg 35, 04159 Leipzig
(siehe Wegbeschreibung)
Koordinaten: 51° 23′ 25″ N, 12° 15′ 59″ O
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Architektur

Der Turm wurde aus der Umgebung entnommenem und zu Beton verarbeitetem Sand und Kies errichtet. Die Ansichtsflächen wurden mit einer besonderen Betonvorsatzmasse aus fein gesiebtem Naunhofer Sand und die Innenornamente, die Freitreppe sowie das Portal mit einer künstlichen Muschelkalkstein-Mischung versehen.

Der Bismarckturm besteht aus drei aufeinanderstehenden, sich nach oben hin verjüngenden Schäften:

  • Der zum Teil in den Berg hineinragende Unterschaft ist von quadratischer Grundrissform (11,40 m × 11,40 m) und von 10,20 m Höhe (von der Oberfläche des gewachsenen Bodens bis zur Hügeloberfläche gemessen).
  • Der 12,45 m hohe Mittelschaft ist ebenfalls von quadratischer Grundrissform (Seitenlänge 8,70 m), jedoch mit stark abgerundeten Ecken.
  • Der Oberschaft verjüngt sich auf 5,70 m äußere Seitenlänge mit ebenfalls stark abgerundeten Ecken und besitzt eine Höhe von 8,10 m bis zur Oberkante der einen Durchmesser von 2 m aufweisenden Feuerschale.

Vor dem Turmeingang liegt ein 5 m breiter und etwa 30 m langer Vorplatz, von dem aus eine 7,65 m breite Freitreppe mit acht Stufen zum Turm führt. Links und rechts der Freitreppe wird der Vorplatz durch eine in Vorsatzmaterial hergestellte Brüstung zwischen zehn Postamenten begrenzt, die von zehn 1 m im Durchmesser großen Betonkugeln bekrönt sind.

Geschichte

Am 25. September 1913 gründeten Leipziger Bürgerinnen und Bürger den ersten Bismarckturmverein E. V. Leipzig. Dieser hatte sich die Aufgabe gestellt, mit Hilfe von Spendengeldern zu Ehren Bismarcks einen Turm zu errichten.

Am 1. April 1914 wurde in einer feierlichen Zeremonie der Grundstein für den Bismarckturm auf dem von Otto Erler zur Verfügung gestellten Grundstück gelegt. Das Richtfest am 13. September 1914 fiel aufgrund der ernsten Zeiten des Ersten Weltkriegs entsprechend ernst aus. Am 1. April 1915 konnte der Turm schließlich eingeweiht und in Schutz und Pflege der Stadt Leipzig übergeben werden. Bereits am Ende des ersten Jahres konnten über 32.000 Besucher gezählt werden.

Der erste Bismarckturm-Verein erlosch am 20. März 1939 nach beendeter Liquidation. Nach den Weltkriegen verloren Denkmalpflege und Heimatkunde an Bedeutung und der Bismarckturm wurde in Turm der Freundschaft umbenannt. Die gesamte Umgebung des Turmes verwahrloste und der Turm selbst wurde so ruinös, dass das Betreten der Aussichtsterrassen verboten werden musste.

1994 wurde der Bismarckturm der Stadt Leipzig (seit 1915 Eigentümer) von der damaligen Gemeinde Lützschena-Stahmeln abgekauft und repariert. Seit März 1997 sind die Aussichtsterrassen wieder für die Öffentlichkeit freigegeben.

Der im selben Jahr gegründete Bismarckturm-Verein Lützschena-Stahmeln e. V. kümmert sich seitdem um die öffentliche Begegnungs- und Kulturstätte.

Literatur

Dies sind die drei Standardwerke über Bismarcktürme und -denkmäler, ihre Geschichte und Hintergründe: