Am 3. Dezember 1898 erließ die Deutsche Studentenschaft nach Bismarcks Tod einen Aufruf zum Bau von Bismarcksäulen:
An das deutsche Volk!
Eingedenk ihrer Aufgabe, allezeit Hüterin des nationalen Gedankens zu sein, hat die academische Jugend aller Universitäten und Hochschulen Deutschlands sich geeinigt, eine allgemeine Kundgebung des deutschen Volkes für unsern dahingeschiedenen Altreichskanzler anzuregen, die dem Unvergeßlichen ein bleibendes, würdiges und volkstümliches Wahrzeichen vaterländischen Dankes ausrichte.
Nicht ein einzelnes Monument von blendender Pracht, mehr ein Schaustück für staunende Fremde wie Gemeingut der deutschen Volksgenossen, soll dem schlichten Helden erstehen.
Wie vor Zeiten die alten Sachsen und Normannen über den Leibern ihrer gefallenen Recken schmucklose Felsensäulen auftürmten, deren Spitzen Feuerfanale trugen, so wollen wir unserm Bismarck zu Ehren auf allen Höhen unserer Heimat, von wo der Blick über die herrlichsten deutschen Lande schweift, gewaltige granitene Feuerträger errichten. Ueberall soll, ein Sinnbild der Einheit Deutschlands, das gleiche Zeichen erstehen, in ragender Größe, aber einfach und prunklos, auf massivem Unterbau eine schlichte Säule, nur mit dem Wappen und Wahlspruch des eisernen Kanzlers geschmückt. Keinen Namen soll der gewaltige Stein tragen, aber jedes Kind wird ihn dem Fremden deuten können:
„Eine Bismarcksäule!“
[…] Von der Spitze dieser Bismarcksäulen sollen aus ehernen Feuerbehältern Flammen weithin durch die Nacht leuchten, so oft unser Volk in gemeinsamer Feier seines verklärten Helden gedenkt.
Diesen ihren Plan zu verwirklichen, wendet sich die deutsche Studentenschaft an das ganze deutsche Volk. […]
Möge die treue Dankbarkeit und opferfreudige Liebe des deutschen Volkes uns beistehen, daß Wahrheit werde, was wir aus eigener Kraft nur planen und anregen können, unserm Altreichskanzler zum Gedächtnis und zur Ehre unsres geliebten deutschen Vaterlandes.
Die deutsche Studentenschaft
Nach diesem Aufruf wurde am 1. April 1899 ein Wettbewerb für alle deutschen Architekten ausgeschrieben, zu dem 320 Entwürfe eingingen. 30 davon wurden veröffentlich und der Entwurf „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Kreis aus Dresden wurde preisgekrönt. Diese Form wurde Vorbild für viele der danach errichteten Bismarcktürme. Auch der Lützschenaer Bismarckturm lässt eine Anlehnung an den Entwurf von Kreis erkennen.